Mittwoch, 10. November 2010

Die zwei Welten des Fußballs in Deutschland

Deutschlands Fußball driftet immer weiter auseinander. Das ist nicht Neues, und die fast schon inflationäre Zahl von Einträgen im "Insolvenzticker" seit dem Saisonstart 2010/11 in diesem Blog dokumentiert diese Entwicklung nur.

In den letzten 24 Stunden wurden nun zwei Pressemeldungen veröffentlicht, mit denen die auseinanderklaffende Schere und inzwischen (mindestens) zwei Welten des Leistungsfußballs in Deutschland noch einmal eindrucksvoll dokumentiert werden. Ich will sie hier einfach nur mal unkommentiert aufführen - jeder kann sich seine eigenen Gedanken machen. Die erste kommt vom DFB und beschäftigt sich mit der Verteilung des Überschusses aus der WM-Teilnahme 2010. Die zweite wurde vom Vorstand des Wuppertaler SV Borussia herausgegeben.

DFB: Ausschüttung von WM-Überschuss 2010 an alle Clubs. Vereine profitieren von erfolgreicher WM
Nach den tollen Leistungen der deutschen Nationalmannschaft bei der WM mit dem dritten Platz werden alle 36 Vereine und Kapitalgesellschaften des Ligaverbandes am nationalen Überschuss aus der WM-Endrunde in Südafrika beteiligt. Laut Grundlagenvertrag steht dem Ligaverband die Hälfte des vom DFB erzielten WM-Überschuss zu.
Die Clubs erhalten demnach insgesamt 1,927 Millionen Euro. Davon werden 50 Prozent gleichmäßig an alle Vereine und Kapitalgesellschaften ausgeschüttet, die verbleibenden 50 Prozent werden entsprechend der Anzahl der abgestellten deutschen Nationalspieler anteilig verteilt.
"Die Clubs des Ligaverbandes haben einen großen Anteil für das erfolgreiche Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft in Südafrika geleistet. Von daher ist es nur folgerichtig, sie auch am wirtschaftlichen Überschuss zu beteiligen", erklärt Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball.

Offizielle Stellungnahme von Geschäftsführer Achim Weber, Manager Markus Bayertz und des Kaufmännischen Leiters, Helmut Lepiorz zu den nötigen Strukturänderungen:

"In den vergangenen Tagen sind zwei einschneidende Ereignisse geschehen, die uns dazu zwingen, frühzeitig mit wichtigen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen, um rechtzeitig Entwicklungen zu verhindern und mit genügend Vorlauf Lösungsansätze zu finden und umzusetzen, damit der Profifußball in Wuppertal eine solide Zukunft hat – mahnende Beispiele wie Rot-Weiß Essen, oder aktuell in Ahlen und Bielefeld sowie weiterer Proficlubs haben die WSV-Verantwortlichen bewogen, nicht die Augen vor den Tatsachen zu verschließen. Zum einen hat der DFB-Bundestag beschlossen, ab der Saison 2012 die Regionalliga in fünf Staffeln aufzuteilen. Zudem haben wir den vom DFB turnusmäßig angeforderten Quartalsbericht abgegeben, wie dies jeder Verein zu tun hat. Beides lässt folgende grundlegende Aussagen zu: - In der derzeitigen Form der Vereinsstruktur mit der Abhängigkeit von nur einer Person, die seit vielen Jahren maßgeblich den Löwenanteil der Kosten stemmt, wird der WSV nicht mehr in die Saison 2011/2012 gehen können, falls sich bis dahin nicht grundlegende Strukturen geändert haben.
In der aktuellen Form ist der Spielbetrieb mit einem derartigen Kostenapparat an Spieltagen im Stadion am Zoo, der gesamten Administration und den auftretenden laufenden Kosten, die mit dem Anspruch von Profifußball in Wuppertal nicht großartig zu senken sind, einer Vielzahl an möglichst hochklassig spielenden Nachwuchs- und Jugendmannschaften und sozialer Projekte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu verantworten. Auf der Mitgliederversammlung, die Anfang bis Frühjahr 2011 stattfinden soll, müssen die Weichen gestellt werden, um den Wuppertaler SV in einen modernen Verein mit entsprechenden Strukturen umzuwandeln. Dazu gehören sowohl satzungstechnische, vor allem aber auch personelle Änderungen in Form von neu zu besetzenden oder neu zu schaffenden Gremien, die den Verein für einen Fortbestand von Profifußball in Wuppertal und dem Bergischen Land aufstellen.
Der WSV muss sich als einer, dem modernen Fußball entsprechender Verein ohne finanzielle Abhängigkeit von einem oder wenigen Geldgebern, auf einem soliden und breiten Fundament aufstellen und den Profifußball etablieren. - Der amtierende Vorsitzende Friedhelm Runge hat die Unterzeichner ausdrücklich ermächtigt, Gespräche mit potentiellen Kandidaten zu führen. Er selbst steht für eine weitere Kandidatur definitiv nicht mehr zur Verfügung. Friedhelm Runge hat aber angekündigt, im Sinne einer geordneten Abwicklung der Vereinsgeschäfte dem Wuppertaler SV bis maximal zum 30. Juni 2011 weiter zur Verfügung zu stehen und auch zukünftig weiter zu unterstützen, ohne ein mit Verantwortung ausgekleidetes Amt zu besetzen. Er will nach rund 20-jähriger Amtzeit mit großem finanziellem und zeitlichem Einsatz den Weg für die dringend notwendigen Umstrukturierungen frei machen.
Wir sind der Meinung, dass es richtig und ein Gebot der Fairness ist, jetzt die Karten rechtzeitig auf den Tisch zu legen. Damit besteht die Möglichkeit, in den kommenden Monaten die anstehenden Entscheidungen zu treffen und denjenigen in Ruhe die Möglichkeit zu geben, bis zum Sommer 2011 Köpfe zu finden, Gremien und Konzepte zusammenzustellen, die einer Stadt wie Wuppertal ermöglicht, das Marketinginstrument Profifußball erhalten zu können. Schon in der vergangenen Saison hat Friedhelm Runge mehrfach betont und darauf hingewiesen, dass die Regionalliga in der jetzigen Struktur und Konstellation auf Dauer nicht zu finanzieren ist. Mit dem neu gegründeten Wirtschaftsrat des WSV wurde hier ein wichtiger Stein ins Rollen gebracht. Die dort und in den jeweiligen Netzwerken im Ansatz geführten Gespräche geben uns die Hoffnung, dass wir gemeinsam mit der mittelständischen Wirtschaft, Politik und Persönlichkeiten dem Wuppertaler SV eine Zukunft über den 30. Juni 2011 hinaus geben können. Die Zeiten, in denen die Last auf den Schultern einer einzelnen Person liegen und ein Verein davon abhängig ist, müssen vorbei sein.
Der Verein ist für jedes Signal, ob und wie es mit Profifußball im Bergischen Land weitergehen kann, dankbar und hofft, nach den sportlichen Abstiegen des FC Remscheid und von Union Solingen den Profifußball im Bergischen Land bewahren zu können.

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