Dienstag, 9. November 2010

Armenische Wurzeln: Französischer Drittligist UJ Alfortville

Meinen Guingampais steht heute Abend in der dritten französischen Liga ("National") ein recht ungewöhnlicher Gegner gegenüber: UJ Alfortville.
Alfortville liegt an der südlichen Peripherie von Paris nicht weit entfernt von Créteil und gehört zum Département Val-de-Marne. Keine einfache Gegend, und wie viele Regionen im Umfeld der Hauptstadt geprägt von Einwanderern. In Alfortville sind es vor allem Armenier, die nach dem Völkermord unter der türkischen Herrschaft nach dem Ersten Weltkrieg nach Frankreich geflohen waren.
Sie gründeten 1926 mit der Union de la Jeunesse Arménienne d’Alfortville auch den heutigen Drittligisten, der noch immer seinen auf die armenischen Ursprünge hinweisenden Namen trägt. Im Logo findet sich derweil die Silhouette des Ararats, des heiligen Berges der Armenier.
Über Jahrzehnte war UJA ein gewöhnlicher Amateurklub ohne größere Ambitionen. Das änderte sich 1993, als mit Gilles Baudu der Inhaber eines großen Anzeigenblattverlages ("Paris Paname") zum Präsidenten gewählt wurde. Zwischen 1993 und 2007 stieg der von Baudu tüchtig unterstützte Klub daraufhin von der zehnten bis in die fünfte Liga (CFA2) auf, ehe es 2008 sogar in die viertklassige CFA ging.
Dort wurden die Schwarz-Gelben 2009/10 Zweiter hinter SR Colmar und waren im Sommer 2010 bereits dabei, sich für eine weitere Saison in der Viertklassigkeit vorzubereiten, als Racing Strasourg die Drittligalizenz entzogen wurde. Alfortville rückte daraufhin in die halbprofessionelle "National" nach und blieb auch in der Klasse, als Strasbourg schließlich doch noch seine Drittligalizenz erhielt.
Sportlich scheint der steile Aufstieg allerdings etwas zu schnell gegangen zu sein. Alfortville ist gegenwärtig Tabellenletzter der 21er-Liga und hat in 13 Spielen lediglich einmal gewonnen - zum Auftakt beim 2:0 in Gueugnon. Und auch in punkto Zuschauer ist der Klub noch nicht in der 3. Liga angekommen. Selbst das Lokalderby gegen Créteil lockte lediglich 250 Fans ins eher nüchtern wirkende Centre sportif Nelson-Mandela von Sarcelles. Das Derby war übrigens eine ganz besondere Partie, denn US Créteil ist der Verein der in Paris lebenden Portugiesen - der Klub heißt eigentlich US Créteil-Lusitanos. Beim 1:1 standen sich also Armenier und Portugiesen im Kampf um Punkte der französischen 3. Liga gegenüber!
Heute Abend geht es nun für Alfortville erstmals ins bretonische Guingamp, und ich hoffe doch sehr auf einen Heimsieg, denn ich will die Guingampais in der nächsten Saison wieder in der 2. Liga sehen!

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